Hallo zusammen,
nach umfassender Recherchearbeit, Youtube-Tutorials, Glück bei der Beschaffung der Hardware, trial&error, viel Geduld und nicht zuletzt dank eurer Hilfe kann ich zu meinem Vorhaben einer Neustrukturierung des Netzwerkes Vollzug melden. Es hat einige Wochen an Zeit und schlaflose Nächte gekostet, denn wer kennt es nicht: hat man sich einmal etwas in den Kopf gesetzt, will man es unbedingt am liebsten sofort genau „so“ umsetzen. Dabei habe ich nicht wie andere hier ein hochkomplexes Szenario in einem Haus bestehend aus 12 Stockwerken, doppel-WAN, Rechenzentrumfähiges NAS, Anspruch an eine doppelte Redundanz gegen Ausfallsicherheit, ein Kamerasystem, welches selbst für jeden Hochsicherheitstrakt oversized wäre und auch keine 200 IoT-Geräte, die über zig Access Points stabil laufen müssen. Nein, bei mir geht es um die nahezu simpelste Form von Anforderung: Ein managebares Netzwerk in einem 5-Personen-Eingeschoss-Standardhaushalt, ohne Serverraum, Keller oder sonstiges. Da bereits 2018 ein AC AP-LR das W-LAN meiner Fritzbox abgelöst hat und ich das Management des Unifi AP sehr großartig fand, habe ich mich bei dem Hersteller als erstes umgesehen.
Rahmenbedingungen
- 130m² große 4-Zimmerwohnung mit 5 Personen.
- Internetprovider: Willytel VDSL2 (Profil 17a) mit 100 down/50 up. Wird dieses Jahr auf G.Fast Glasfaser mit 500 down ausgebaut.
- Keine Unterputz/Aufputz Netzwerkverkabelung vorhanden.
- Ca. 20 IoT Geräte (diverse Telefone, Tablets, 3 TVs, PC, Konsole, Blink-Kamera, Tado-Smart-Thermostate, 3 Alexas, Staubsaugerroboter, Waschmaschine, Badradios, Blu Ray Player, Sky Receiver, Soundbar…)
Altes Netzwerk
Mein altes Netzwerk bestand aus folgenden Komponenten:
- Eine Fritzbox 7360 als Modem und Router
- Einem AC AP-LR für das WLAN
- 3x Netgear 1000 Powerlan-Adapter
- 3x Netgear 5-Port-Switches
Da die Wohnung es aktuell noch nicht hergibt, komplett verkabelt zu werden (steht erst zukünftig an, wenn mal richtig saniert wird, oder die Kinder ausziehen), muss ich den Umweg über Powerlan-Adapter gehen, um auch die hinteren Räume mit Netzwerk zu versorgen.
Wohnzimmer: Fritzbox mit 5-Port-Switch, Powerlan und AC AP-LR
Hinteres Zimmer 1: Powerlan mit 5-Port-Switch
Hinteres Zimmer 2: Powerlan mit 5-Port-Switch
An den Switches waren dann die IoT Devices
Warum neues Netzwerk
Die Wohnung ist so geschnitten, dass das W-LAN-Signal nicht in alle Räume und Ecken kam. Zu viele tragende Betonwände, sodass in 2 Zimmern gerade mal 10 Mbit/s ankamen. Dazu war selbst über die verkabelte Verbindung mittels Powerline der Datendurchsatz mager: 40 Mbit/s. Streamen, arbeiten und zocken ging nicht so richtig gut.
Zudem war die alte Fritzbox ein Sicherheitsrisiko. Entweder, ich kaufe also eine neue Fritzbox, oder ich mache es gleich eine Nummer gescheiter. Unterschiedliche Kabeltypen und zusammengewürfelte Hersteller vervollständigten das Chaos.
Ziele für neues Netzwerk
- Einmal alles sauber, ordentlich und strukturiert verkabeln
- Sicherheit sollte gegeben sein
- Möglichst performant
- Gute W-LAN-Abdeckung
- Wifi 6
- Modem/Router sollte auch nach der G.Fast Umstellung funktionieren.
Um das Vorhaben zu realisieren, musste erstmal ein Plan zur Hardware her.
Router
Der Dreh- und Angelpunkt des Netzwerks. Am Anfang dachte ich noch, es tut ein alter USG 3P. Aber dann habe ich gelesen, dass die CPU zu schwach ist, um zukünftig meine Bandbreite auszunutzen, sofern die Sicherheitsfeatures aktiv sind. Da ich keinen Platz für einen Serverschrank habe, sind die USG/UDM-Pro-Geräte ohnehin für mich keine Option. Es blieben noch die UDM und der Early Access UDR. Die UDM hat eine bessere CPU, ist aber auch etwas lauter, hat „nur“ Wifi 5 und ist deutlich teurer. Der UDR ist chronisch vergriffen, hat eine schwächere CPU, und ist noch im beta-Status. Dafür hat er Wifi 6, ist sehr leise und – wenn man ihn dann bekommt – unschlagbar günstig. Im Forum sind die Feedbacks zum UDR gemischt. Bei einigen gibt es nur Probleme, bei anderen, wenigen, läuft er stabil. Ich bevorzuge den „neuen Scheiss“ eher als das „alte bewährte Zeug“, deshalb habe ich mir recht früh in den Kopf gesetzt, auch naiv, dass es schon irgendwie klappen wird, einen UDR zu ergattern. Anfang Januar habe ich es dank des Telegram-Bots und schneller Reaktion geschafft einen UDR zu bestellen.
Modem
Da ich auf doppeltes NAT verzichten wollte, sollte bitte ein Bridge-Modem her, welches sowohl die VDSL2-Profile 17a und 35b, sowie G.Fast fähig ist. Der UDR übernimmt in dem Fall die Einwahl. Diese Recherche hat mich fast am längsten gekostet, denn so viele Alternativen hat man da nicht, und zu denen die es gibt, findet man kaum Infos. Am Anfang sollte es ein Vigor 166, aber da hörte man nicht immer was Gutes. Dann kam ich auf folgenden Artikel: Link
Dort wurde recht genau mein Vorhaben beschrieben. Endlich mal jemand, der das für die Nachwelt dokumentiert! Ich habe also dann besagtes BM300 Modem gekauft.
AP
Wie der Zufall es wollte, hat gerade der U6-Pro den early access Status verlassen, als ich mein Vorhaben geplant habe. Ähnlich wie beim UDR war der AP aber schwer beschaffbar. Ich hatte wohl wieder Glück, als ich ihn direkt im Store bestellen konnte. Der zusätzliche AP soll in den hinteren Räumen für ein stabiles und schnelles W-LAN sorgen.
Switches
Ich habe mir pro Raum einen Plan gemacht, wie viele Geräte ich jeweils direkt verkabeln muss, und ob PoE Sinn macht oder nicht. Am Ende kam raus, dass ich 2 Flex-Mini benötige, sowie einen 8-Port-Lite-PoE, welcher dann auch den zweiten AP mit Strom versorgen soll.
Powerline
Die 3 Netgear Powerline Adapter waren mit den maximal 40 Mbit/s zu langsam. Hier wollte ich was Besseres, auch wenn nichts über eine feste Verkabelung geht. Am Ende sind es trotz einiger negativen Kritiken was Betriebstemperatur anbelangt, die Devolo Magic 2 LAN geworden. Diese haben zumindest auf dem Blatt Papier 2400 Mbit/s. Ja, ich weiß, ist nur ein theoretischer Wert. Aber alles in Richtung 100 Mbit/s Netto würde mich schon glücklich machen. Vorab: Es sind gemessen ca. 400 Mbit/s Netto. Liegt vermutlich auch daran, dass es sich um einen Neubau aus 2015 handelt mit guten und modernen Stromleitungen.
Sonstiges
Ansonsten habe ich noch die gesamte Verkabelung ausgetauscht und einheitlich auf CAT 7 umgestellt. Ebenfalls habe ich mir bei ThreeDee (Niederlanden) eine Flex-Mini-Wandhalterung besorgt.
Kosten und Zeitrahmen
Die Kosten lagen insgesamt für die oben genannte Hardware bei um die 1.000,- €.
Das gesamte Projekt, von der ersten Recherche bis zum finalen go live erstreckte sich von Mitte November 2021 bis Mitte Januar 2022.
Umsetzung
Damit nicht alles im Chaos endet, und ich am Ende ohne Internet und W-LAN dastehe, musste auch ein Stufenplan für die Einrichtung her. Der kritischste Punkt war für mich das Zusammenspiel zwischen Modem und dem UDR. Hat das Modem einen Sync? Klappt die Einwahl?
Also erst mal Modem anschließen und gemäß oben verlinktem Artikel konfiguriert. Lediglich das VLAN ist anders (da kein Telekom), und zwar 1002 anstatt 7. Sync war sofort da. Ich war erstmal erleichtert. Dann den UDR angeschlossen, Initialsetup vorgenommen, WAN konfiguriert und: keine Einwahl. Ich habe dann das Modem neu gestartet und siehe da, die Einwahl klappte danach auf Anhieb.
Ich war dann mutig und habe direkt alles neu verkabelt, Löcher gebohrt, um das Modem und die Switches ordentlich anzubringen, die Kabel in Kabelkanälen und Schläuchen ordentlich versteckt. Hat auch alles auf Anhieb für die fest verkabelten Geräte funktioniert, da diese dann über DHCP des UDR eine IP bekommen haben. W-LAN ging hingegen noch nicht, da ich das noch nicht konfiguriert hatte.
Wohnzimmer: ALLNET BM300 an UDR. An der UDR dann ein Flex-Mini über PoE, an dem IoT Devices hängen. Außerdem an der UDR noch das Devolo Powerlan.
Hinteres Zimmer 1: Devolo Powerlan, an dem ein Flex-Mini dran ist (externes Netzteil). Am Flex-Mini wieder IoT.
Hinteres Zimmer 2: Devolo Powerlan, an dem der 8-Port-Lite-PoE dran ist. Dort ist dann der U6-PRO dran, sowie IoT und XBOX.